Wissen - Fernwärme Thun

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Was ist Fernwärme und wie entsteht sie?

Fernwärme-Technologie ist nicht neu: Seit über 100 Jahren ist dieses Heizsystem in der Schweiz im Einsatz. Dabei wird über die Heizzentrale, welche an das Fernwärmenetz angeschlossen ist, thermische Energie an die Haushalte weitergegeben. Eine Fernwärmeheizung nutzt grösstenteils Abwärme und wandelt diese in thermische Energie um. Diese Energie gibt sie dann durch Rohrleitungen in Form von Wärme und warmem Wasser an die angeschlossenen Kunden weiter. 

Fernwärme entsteht aus der Verbrennung von Abfall, Holz und Erdgas. Primär also aus der Verwertung brennbarer Siedlungs-, Industrie- und Gewerbeabfälle. Die Verbrennung setzt grosse Mengen an Energie frei, mit welcher Fernwärme, elektrischer Strom und Dampf produziert werden. Die Fernwärme wird vorwiegend zum Heizen und zur Warmwasseraufbereitung genutzt, aber auch für die Produktion von Kaltwasser für die Kühlung und für die Klimatisierung (Abwärme).

Wie kommt die Wärme in mein Haus?

Fernwärme wird – wie beispielsweise Trinkwasser – über ein gut isoliertes Verteilnetz in Form von heissem Wasser mit einer Vorlauftemperatur zwischen 70 bis 90 Grad Celsius zum Endverbraucher zugeleitet. Das in den Heizungen abgekühlte Wasser fliesst mit rund 50 Grad Celsius über ein zweites Rohr in die Fernwärmezentrale zurück, womit der Kreislauf geschlossen ist.

Warum macht Fernwärme Sinn?

Der Anschluss an ein Fernwärmenetz macht aus verschiedenen Gründen Sinn. Die gesamte Energie entsteht in einer Heizzentrale, bei uns also in der KVA Thun, als CO₂ neutrale Abwärme und wird von dort aus an die Gebäude weitergeleitet. Dadurch erzielt die Fernwärme einen hohen Wirkungsgrad mit effizienter Ressourcennutzung. Dank der ausgezeichneten Ökobilanz soll sie künftig eine noch wichtigere Rolle in der Wärmeversorgung von Stadt und Region Thun übernehmen.

  • Die Emissionsgrenzwerte reduzieren sich durch die geringeren Emissionen im Vergleich zu Einzelheizungen.
  • Die Abwärme aus der KVA Thun ist CO₂ neutral
  • Wertvolle Primär-Energieträger (Öl, Erdgas) werden durch Fernwärme ersetzt.
  • Das Bewusstsein zum sparsamen und ökologischen Umgang mit den heutigen Energieträgern in der Bevölkerung wird stark gefördert.

Wo liegt der Energiepolitische Nutzen?

Ein Fernwärme-Projekt bringt Investitionen in die Region, schafft neue Arbeitsplätze und trägt langfristig zur Reduktion von Umweltbelastungen und somit zur Senkung von externen Kosten bei. Alles Gründe, weshalb die Fernwärme Thun AG im Juni 2018 gegründet worden ist. Fernwärme ist über die Gemeindegrenzen umweltschonend wirksam und hilft zudem mit, die Luftqualität auch in Thun und Region weiter zu verbessern. Hinsichtlich der Zielsetzungen, die der Bund in Folge der Ratifizierung des Kyoto-Protokolls und dem CO2-Gesetz festgelegt hat, wirkt der Einsatz von Fernwärme effizienter als andere Massnahmen bei der Reduktion von Treibhausgasen. Durch gleichzeitige Strom- und Wärmeproduktion in der KVA wird der Wirkungsgrad der Energieausnutzung aus dem brennbaren Abfall enorm gesteigert. Diese Effizienzsteigerung im Verbrauch von wertvollen Ressourcen bringt mehr Unabhängigkeit vom Ausland und entspricht einer nachhaltigen Entwicklung. Die Stadt Thun ist Energiestadt. Die auf europäischer Ebene vergebene Zertifizierung (European Energy Award) zeichnet Gemeinden aus, die ein Qualitätsmanagement für die Umsetzung ihrer Energie- und Umweltpolitik eingeleitet haben. Thun will in den kommenden Jahren eine Klimaschutz- und Energiestrategie mit Absenkpfad zum Ziel «Netto null CO2 bis 2050» erarbeiten. Entsprechend soll auch das Fernwärmenetz auf drei Hauptversorgungsleitungen ausgebaut werden. 

Was nützt Fernwärme KMU und Betrieben

Fernwärme ist auch für KMU und Industrie überaus sinnvoll. Genutzt wird Fernwärme vor allem zum Heizen und zur Wasseraufbereitung. Fernwärme kann den Kunden bei Bedarf über einen zweiten Kreislauf aber auch in Form von Dampf geliefert werden; beispielsweise für Wäschereibetriebe (z.B. Armasuisse, Thun) Selbst für die Produktion von Kaltwasser zur Kühlung und Klimatisierung wird die Fernwärme verwendet. 
Ein interessanter Vergleich: 3,2 Kilogramm Abfall können gleich viel Wärme abgeben wie ein Liter Heizöl. Oder: In einem gefüllten 35-Liter-Kehrichtsack steckt die gleiche Energie wie in 1,7 Litern Heizöl – nämlich 17 Kilo-Watt-Stunden. Damit kann man während einem Tag ein Zimmer heizen.

Lohnen sich Fernwärme und eine entsprechende Gebäudeheizung für mich?

Der Nutzung von Fernwärme sind kaum Grenzen gesetzt. Kurz: Fernwärme kommt für das Heizen bzw. Warmwasseraufbereitung oder Kühlen für viele in Frage. Heizen mit Fernwärme lohnt sich besonders in dicht besiedeltem Gebiet. Also bei Einfamilien- oder Mehrfamilienhäusern, KMU, Industrieunternehmen oder öffentliche Bauten. Einzige Voraussetzung ist, dass man sich im Einzugsgebiet eines Fernwärme-Netzes oder -Verbundes befindet. In Thun und Umgebung wäre das die Fernwärme Thun AG, mit den drei Partnern AVAG, Energie Thun AG und NetZulg AG.

Eine Gebäudeheizung mit Fernwärme macht Sinn und ist eine gute Wahl, wenn…

…das Gebäude in einem Fernwärmeversorgungsgebiet liegt.
…die Heizung mit der Energieplanung des Gebiets in Einklang steht.
…sie Schadstoffverursachende und/oder CO2-emittierende Installationen (Heizöl, Gas, Elektroheizung, Holz) ersetzt und für das Netz energiegewinnend ist.
…sie es ermöglicht, anfallende Abwärme aufzuwerten (KVA, Industrieabwärme).
…die angeschlossenen Gebäude in dicht besiedelten Gebieten stehen.
…die Rohrleitungen perfekt isoliert.
…die Umwälzpumpen einen top-Wirkungsgrad aufweisen (Klasse A).

Warum ist Fernwärme von Vorteil?

Fernwärme ist lärm- und geruchsfrei. Die unterirdischen Leitungen sind sicher. Alles ist umweltfreundlich, effizient, bequem und sauber. Fernwärmenetze helfen mit, die wärmebedingten CO2-Emissionen erheblich zu senken. Die gesetzlichen Luftreinhalte-Verordnungen werden jederzeit eingehalten. Messungen zeigen, dass sie wertmässig überaus tief liegen. Am Netz angeschlossene Gebäude profitieren von einem Raumgewinn, da die Installation eines Wärmeaustauschers nur wenig Platz beansprucht. Zusätzlichen Kellerraum, wo zuvor vielleicht ein Öltank stand, kann so als Hobbyraum oder Weinkeller genutzt werden. Es können sich zudem auch mehrere Gebäude einen Wärmetauscher teilen. Weiter reduziert Fernwärme das Strassenverkehrsaufkommen, da Brennstofflieferungen, Feuerungskontrollen und Wartungsarbeiten (Kaminfeger) wegfallen. Auch Brennerservice oder Tankreinigung fällt weg. Das Unfallrisiko (Brand- und / oder Explosionsgefahr) ist massiv kleiner als bei Gasleitungen und Heizöltanks. Maximale Sicherheit gibt es auch bei Versorgung und Betrieb: Ein Fernwärmenetz wird für eine sehr lange Gebrauchsdauer – bis zu 100 Jahre – angelegt. Bestehende Anlagen werden im Lauf der Zeit ersetzt oder das Netz wird durch neue Heizzentralen erweitert.

Warum ist Fernwärme wirtschaftlich von Bedeutung?

Heizen mit Fernwärme ist ein simples und bestechendes Prinzip: Wärmeenergie wird von einem zentralen Standort in Form von Wasser in gut isolierten Rohren an die zu beheizenden Gebäude geleitet, wo sie über einen Wärmetauscher in die Räume gelangt. So kann die Abwärme, die in KVA, Fabriken oder Kläranlagen anfällt, sinnvoll genutzt werden. Natürlich eignen sich auch andere Energiequellen für den Einsatz in Fernwärmenetzen: Aktuell nimmt beispielsweise die Zahl der Holzwärmeverbünde, wo ein zentrales Holzheizwerk ein Gebiet mit Wärme versorgt, zu. Das Fernwärmepotenzial ist in der Schweiz also bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Fernwärmenutzer können ihre Energiekosten gut budgetieren, weil die Kosten für Fernwärme praktisch preisschwankungsfrei sind.

Was plant die Schweiz?

Die Schweiz denkt um: Im Energie- und Umweltbereich haben Bundesrat und Parlament 2017 weitreichende Entscheide gefällt. Einerseits wurde mit dem CO2-Gesetz eine inländische Reduktion der CO2-Emissionen von 20 Prozent bis 2020 bzw. 50 Prozent bis 2030 gegenüber 1990 festgelegt. Andererseits wurde mittelfristig der Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen. Damit steht in der Schweiz neben einschneidenden Effizienzmassnahmen auch ein grosser Umbau im Bereich der Energieversorgung an. Im Wärmebereich bedingt die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien vor allem in dicht bebauten Räumen den Einsatz von Wärmeverteilnetzen. Ohne diese wäre es nicht möglich, die Energie der verfügbaren Wärmequellen den Nutzern zur Verfügung zu stellen. Beispiele dafür sind die Nutzung von geographisch gebundenen Abwärmequellen aus KVA, ARA oder der Industrie sowie Wärmenutzung aus Grund- oder Oberflächenwasser. Weiter gehören auch Anlagen dazu, welche aufgrund ihrer Grösse auf einen hohen Wärmeabsatz angewiesen sind (Beispiel tiefe Geothermie oder grosse Biomasseanlagen).